Geschichte der Johanniter-Hilfsgemeinschaft Hamburg
Der Beginn 1948 - 1952

Vor und nach der Kapitulation im Mai 1945 trafen viele Flüchtlinge und Heimatvertriebene aus Mittel- und Ostdeutschland auch in Hamburg ein. Sie waren vor der sowjetischen Armee, später aus der sowjetischen Besatzungszone geflohen bzw. aus ihrer Heimat vertrieben worden.

Die Not unter diesen, vom Schicksal hart getroffenen Menschen war groß, nicht nur in materieller Hinsicht. Rat und Tat waren in vieler Hinsicht gefragt. Das galt in gleicher Weise für die Kriegsversehrten, Bombengeschädigten, die Kriegsgefangenen in Russland usw. und nicht zuletzt für die Kinder.

Unter den Flüchtlingen und Heimatvertriebenen befand sich auch eine Zahl von Angehörigen adliger Familien, unter ihnen Ritter des Johanniterordens. Aus diesem Kreis kam Anfang 1948 unter der Federführung des RR Dr. von Koppenfels die Anregung, eine Vereinigung des Johanniterordens in der Hansestadt Hamburg zu gründen. Dieser Zusammenschluss sollte auch in der Tradition des Ordens dazu beitragen, die geschilderten Nöte zu lindern. Dies entsprach der Aufbruchstimmung, die Anfang 1948 in der späteren Bundesrepublik aufkam und durch die Währungsreform Mitte des Jahres stark gefördert wurde. Der Vorschlag eines Zusammenschlusses wurde am 4.2.1948 im Hause der Gräfin Lüttichau erstmalig besprochen. An dem Treffen nahmen 20 Damen und Herren teil. Als Alternative bot sich an, die ehem. Landesabteilung der deutschen Adelsgenossenschaft aufleben zu lassen. Dagegen wurden Bedenken erhoben. Die Adelsgenossenschaft war zwar nicht verboten, aber damals auch nicht gern gesehen. Schwerwiegender war, dass seit 1948 Bürgerliche in den Johanniterorden aufgenommen wurden.

Die Vorbesprechungen mit der Ordensregierung entwickelten sich so positiv, dass in Hamburg am 6.4.1948 eine weitere Zusammenkunft stattfand, an der der Ordenskanzler Graf Arnim teilnahm. Er billigte den Plan, nachdem einige Bedenken ausgeräumt werden konnten. Es folgte dann der Auftrag des Herrenmeisters Oskar Prinz von Preußen an RR Dr. von Koppenfels, eine Vereinigung des Johanniterordens in der Hansestadt zu gründen.

Am 7.12.1948 fand eine erste Zusammenkunft der Vereinigung im Patzenhofer Hamburg, Dammtorstaße, statt, an der ungefähr 250 - 300 Personen teilnahmen, mehr als erwartet worden waren. Auf diesem "Rittertag" wurde Dr. von Koppenfels zunächst zum Vorsitzenden ernannt. Eine Wahl wurde aus verschiedenen Gründen auf einen späteren Termin vertagt.

Die gesetzten Ziele - Not zu lindern - konnten nur verwirklicht werden, wenn die personelle und finanzielle Basis gegeben waren. Es wurde daher eine Gemeinschaft ins Leben gerufen, die auf Anregung des Grafen Ulrich von Blücher "Johanniter-Hilfsgemeinschaft" benannt wurde. Mitglieder konnten neben den Rittern, ihren Familienangehörigen auch Personen werden, die nicht dem Orden angehören. Von diesen Mitgliedern wurde erwartet, dass sie durch aktive Mitarbeit, durch finanzielle Förderung oder in anderer Weise bei der Verwirklichung der Ordensanliegen mitwirken.



JHG-Mitgliedskarte von 1949

Die Leitung der Hilfsgemeinschaft lag in den Händen von Frau L.v.Gellhorn und Frau M.v.der Decken-Offen. Ihnen standen noch weitere Damen zur Seite. Ein von der Adelsgenossenschaft übernommenes Büro erleichterte der Hilfgemeinschaft den Einstieg in ihre Aufgaben. Diese seien hier ohne Anspruch auf Vollständigkeit genannt:

Versendung von Liebesgaben an Bedürftige und Kranke in der sowjetischen Zone, bzw. der späteren DDR. Sie wurde bis kurz nach der Wiedervereinigung beibehalten. Betreuung von Kriegsgefangenen in Russland bei Lenkung durch den Orden. Verschickung erholungsbedürftiger Kinder ins Ausland (Schweden) und ins Inland (Kinderlandverschickung). Hilfe vor Ort durch finanzielle Unterstützung, Verteilung von Sachspenden und Abgabe verbilligter Lebensmittel, Vermittlung von Wohnungen und Arbeitsplätzen usw.

Regelmäßige Sprechstunden wurden abgehalten. Veranstaltungen, die dem Zusammenhalt unter den Mitgliedern und der Gewinnung neuer dienen. Bis heute wird in jedem Jahr ein Adventstreffen durchgeführt. Vortragsabende und Ausflüge waren zunächst besonders für die älteren Mitglieder gedacht, die durch den Krieg und seine Folgen oft völlig allein nach Hamburg verschlagen waren.


Einladung zur Weihnachtsfeier von 1949


Dank hervorragender Referenten wurden insbesondere die Vorträge von allen Mitgliedern gern aufgesucht.

Der Einwerbung von finanziellen Mitteln dienten Wohltätigkeitskonzerte. Das erste fand am 14.11.1950 mit namhaften Künstlern wie Maria v. Ilosway statt. Zur wichtigsten Einnahmequelle entwickelten sich die Wohltätigkeitsbasare, die großen Anklang fanden. Der erste wurde im Herbst 1952 veranstaltet. So konnten in Verbindung von Spendenaufrufen u.a. die Mittel angespart und aufgebracht werden, die für den Bau und die Einrichtung einer Altenwohnanlage erforderlich waren. Es wurde eine Stiftung gegründet, die nach dem langjährigen Vorsitzenden Eckhard v.Estorff benannt und Träger des Hauses ist.

Ende 1950 hatte die Hilfsgemeinschaft 250 Mitglieder. Ihre Zahl sollte sich im Laufe der Jahre fast verdoppeln. Nach dem Hamburger Vorbild bildeten sich Hilfsgemeinschaften in Göttingen, Düsseldorf, Braunschweig usw.

Anfang 1952 erteilte der Herrenmeister Oskar Prinz von Preußen den Kommendatoren im Raum der Bundesrepublik und West-Berlin den Auftrag, Johanniter-Hilfsgemeinschaften zu gründen. Von der Ordensregierung wurde eine Satzung erstellt. Sie war für alle Hilfsgemeinschaften verbindlich. Die Satzung wurde in Hamburg am 28.1.1952 übernommen. Der Herrenmeister Oskar Prinz von Preußen nahm dies zum Anlass, an die Hamburger Hilfsgemeinschaft nachstehendes, auszugsweise wiedergegebenes Handschreiben zu richten:

"Hannover, d. 27.1.52... 
Zu der morgen erfolgenden satzungsmäßigen Fundierung
der seit über drei Jahren bestehenden Hilfsgemeinschaft des Johanniterordens in Hamburg sende ich nach soeben erfolgter Verabschiedung der Satzung herzlichste Grüße und Wünsche für auch weiterhin segensreiches Wirken." ...

RR Heinz Gragert, ehem.Vorsitzender

 



1960 bis 1990

Den Vorsitz übernahm in der Folge ab 1952 RR Eckhard v. Estorff; seine Vertreterin war Frau v. Plessen. Frau v. Enckevort übernahm ebenfalls für viele Jahre Vorstandsaufgaben. In dieser Zeit wurde die örtliche JHG Hamburg Teil der (zentralen) JHG e.V. mit Sitz am Sitz des Johanniterordens, bis diese Struktur mit Wirkung zum 1.1.1964 in der Weise aufgegeben wurde, als nunmehr die örtlichen JHGen den Genossenschaften bzw. den Kommenden des Johnniterordens zugeordnet wurden.

Eine kleine Ergänzung zu den vorhergehenden Ausführungen von Heinz Gragert beschreibt die schwierigen Umstände der Gründungszeit und die großen privaten Bemühungen:

Eine Notiz von 1952 besagt, dass mit Hilfe des Landeskommissars und der Senatskanzlei eine Wohnung im Jungfrauenthal, die von den Engländern beschlagnahmt war und Frau Felix gehörte, freigeholt werden konnte. Frau Felix, die auch später dem Vorstand angehörte, ermöglichte, dass in dieser Wohnung ein Versammlungsraum, eine Kleiderkammer, eine Nähstube und ein Übernachtungsraum eingerichtet werden konnten.

Daneben gab es die Aktion "Rettet das Kind" (Verschickung erholungsbedürftiger Kinder für jeweils drei bis vier Monate in skandinavische Länder). Fürsorge galt den alten Erwerbsunfähigen, und in die Ostzone wurden Lebensmittelpakete versandt.

In den 60er-Jahren wurden verschiedene Projekte im Dienst am Nächsten umgesetzt. Es wurde das Johanniter-Internat Hemmelmark in Schleswig-Holstein unterstützt und der Bau einer Altenwohnanlage, 1965 noch als Johannesstift Hamburg-Jenfeld e.V., mit 17 Wohnungen und einem Gemeinschaftsraum konzipiert und später als Eckard v. Esdorff-Stift Hamburg e.V. umgesetzt und gefördert.

Nach Vollendung seines 75. Lebensjahres schied EK Eckard v. Estorff aus dem Vorstand aus. Zu seinem Nachfolger wurde 1967 aus dem Kreise der Hamburger Johanniterritter Bernhard v. Hennigs bestimmt. Er übernahm, wie auch sein Vorgänger, zugleich das Amt des Schatzmeisters und gab diese Ämter mit der Mitgliederversammlung 1969 an RR Professor Dr. Pascual Jordan weiter, der 1972 aus Gesundheitsgründen nicht mehr kandidierte und sein Amt als Vorstizender des JHG-Vorstandes an den Ritterbruder Hanns-Eberhardt v. Müller weiterreichte.

Die bereits genannte Frau v. Enckevort war die stellvertretende Vorsitzende in diesen Jahren und erwarb sich einen großen Ruf in der Organisation der in Hamburg weithin bekannten Bazare zuerst im Curio-Haus, später im Hotel Atlantik und zuletzt in der Alten Börse bis 1995. Der Erlös wurde unter dem Motto "Helft uns helfen" vielfältig in Hamburg, aber auch weiterhin für Geschenkpakete für Bewohner in der DDR und deutsche Gemeindemitglieder z.B. in Schlesien eingesetzt.


Einladung zu dem JHG-Weihnachtsbasar von 1961

Doch die vorweihnachtlichen Bazare erhielten zunehmend erhebliche Konkurrenz in der Hansestadt, und so wurde 1996 beschlossen, die schon beinahe traditionell gewordenen Veranstaltungen einzustellen.

Mit der Mitgliederversammlung 1975 übernahm W. v. Oppeln-Bronikowsksi den Vorsitz im Vorstand der JHG Hamburg; ihm folgte für weitere drei Jahre G.v. Schweinitz und dann bis Frühjahr 1983 für zwei Jahre Kommendator v. Rabenau, bis dann RR Heinz Gragert die Geschäfte des Vorsitzenden Vorstandes übernahm. Die Mitglieder bestimmten die ehemaligen Vorsitzenden des Vorstandes v. Schweinitz und Gragert in Führung ihres Einsatzes zu Ehrenvorsitzenden der JHG.

Neben der Hilfe für die Hilfsbedürftigen, für die "Herren Kranken", wie es in der Tradition des Ordens seit fast 900 Jahren heißt, wird für alle Mitglieder und Gäste in der Adventszeit nun schon seit 1948 zu einem sonntäglichen Nachmittagskaffee, einer Kaffeetafel im Mai und dem jährlichen Sommerausflug eingeladen. Regelmäßig finden Vortragsveranstaltungen zu brennenden Themen unserer bundesrepublikanischen Gesellschaft statt. Welcher der Teilnehmer denkt nicht gerne und auch dankbar an die große Vielfalt der Themen zurück, die von Frau Jordan angeregt und organisiert wurden. Kulturhistorisch fundierte und durch eigene Erfahrungen erlebnisreicher Studienreisen angereicherte Dia-Vorträge aus eigenen Reihen der Mitglieder, wie auch besonders des Vorsitzenden RR Gragert, bilden ein Band der Zusammengehörigkeit der Mitglieder.

In der Mitgliederversammlung 1990 wird ER Eberhard Jagnow zum Vorsitzenden gewählt; die Stellvertretung übernimmt Frau M. Boué. Dies bleibt dankenswerter Weise auch so, als Herr Jagnow leider schon 1991 sein Amt an RR Pastor Kobelius abgeben muss und ER Peter Schott 1993 das Amt übernimmt.

(Basierend auf einem Text von Peter Schott, Vorsitzender der JHG Hamburg 1993-2002, für die Jubiläumsbroschüre zum 50-jährigen Bestehen 1998)

Über die Aktivitäten der JHG Hamburg im Bereich diakonischer Tätigkeit im Land Hamburg wird im weiteren berichtet. Die Anforderungen an die JHG Hamburg steigern sich mit den Aufgaben und den Forderungen der Umwelt und der Rahmenbedingungen verringerten "Sozialstaates" laufend und stetig. Sei es bei der Hilfe für die deutschstämmigen Aussiedler aus Russland, die in den Jahren nach der Öffnung des "Eisernen Vorhangs" 1990 verstärkt einsetzt; oder für die Kinder suchtgefährdeter Eltern - nach weitgehendem Wegfall staatlicher Förderung in den 90er Jahren ist die Hilfe privater Initiativen wie der JHG Hamburg dringend geboten.



Ein Schwerpunkt der 90er-Jahre:
Aussiedlerbetreuung und Integrationshilfen

Seit 1991 kümmert sich die JHG Hamburg um die neuen deutschen Aussiedler aus dem ehemaligen "Ostblock", insbesondere aus Russland, die in unsere Hansestadt gekommen sind. 1993 kamen wegen Reiseerleichterungen so viele Aussiedler, dass die JHG Hamburg die Aussiedlerbetreuung zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit gemacht hat. Die Anfänge waren klein, wuchsen aber mit der Dauer, als wir immer mehr in die Sorgen und Nöte unserer Landsleute hineingezogen wurden.

Zu Beginn gab es Berührungsängste, Sprachprobleme und Vorurteile. So musste zunächst viel Aufklärung durch Vorträge und Gespräche über die Geschichte der Aussiedler und über die Hintergründe ihrer Zuwanderung in die Bundesrepublik, auch unter den Mitgliedern und Freunden der JHG, erfolgen.

Über die Sozialarbeiter in den Notunterkünften erhielten wir erste Kontakte zu den Aussiedlern. Es wurden uns Familien genannt, die einer gezielten persönlichen Betreuung bedurften. So wurde uns bewusst, welche Wege durch die Behörden die Neuankömmlinge hier bewältigen müssen. Es zeigte sich auch, wie sehr die Aussiedler, die bisher häufig in Großfamilien gelebt haben und hier nun auseinandergerissen werden, persönliche Zuwendung brauchen. Diese Arbeit erfordert eine größere Zahl von weitgehend ehrenamtlichen Mitarbeitern, die wir nach folgendem Programm einsetzen:

+ Einzelbetreuung
+ Sprachunterricht
+ Integration von Jugendlichen
+ Kleiderkammer
+ Vermittlung von gebrauchten Möbeln
+ Betreuung nach Bezug der eigenen Wohnung
+ Erste-Hilfe-Kurse
+ Bibelstunde
+ Beschaffung von Geldmitteln

Einzelbetreuung: Die Aussiedler sind u.a. überfordert, wenn es gilt, das Behördendeutsch zu verstehen, ihre Rechte zu vertreten und weite Wege zu bewältigen. Darum ist eine persönliche Begleitung und Beistand von Mitgliedern der JHG hilfreich.

Dasein, zuhören und ermutigen, Kontakte herstellen zu Einheimischen und Gemeinden sowie Hilfe bei der Wohnungssuche gehören mit zu unseren Aufgaben. Die Voraussetzung dafür ist ein Vertrauensverhältnis zu den Sozialarbeitern, deren Rat wir gern in Anspruch nehmen.

Sprachunterricht: Die meisten Kursangebote werden in den Räumen der Notunterkünfte gegeben. Anfangs gaben wir Deutschunterricht für Kinder im Vorschulalter. In den folgenden Jahren haben wir weitere Möglichkeiten gefunden, die deutschen Sprachkenntnisse besonders auch der Erwachsenen zu trainieren und zu vertiefen. Der Unterricht wird gegen ein geringes Entgelt oder auch ehrenamtlich, in jedem Falle aber sehr motiviert u.a. von Mitgliedern der JHG erteilt. Heute unterhalten wir in neun Wohneinrichtungen Deutschkurse und erreichen etwa 200 Schüler im Jahr. Dieses Angebot ist auch gedacht für Familienangehörige von Aussiedlern, die keinen Unterricht im Rahmen der Sozialhilfe der Hansestadt Hamburg erhalten. Außerdem organisieren wir Feriensprachkurse für Schüler und Erwachsene in Deutsch und Englisch und vermitteln

Einzelunterricht: Durch den engen Kontakt zu ihren "Schülern" werden die Lehrkräfte auch in die soziale Verantwortung einbezogen und helfen oft über den Rahmen des Unterrichts hinaus bei der Bewältigung der täglichen Probleme.

Integration von Jugendlichen: Die JHG hilft Familien dadurch, dass sie ihren Kindern die Teilnahme an Freizeitangeboten ermöglicht. Wir geben einen Beitrag zu Ferienaufenthalten, die durch CVJM, CJSD, Sportvereine, Schulen angeboten werden. Seit 1993 haben wir mehr als 150 Kinder unterstützt.

Kleiderkammer: Die JHG unterhält eine Kleiderkammer, die nach persönlicher Vereinbarung aufgesucht werden kann. Von uns gesammelte Kleiderspenden und zugekaufte Kleidungsstücke haben manche Not gelindert. Dank der Hilfe eines Schuhgeschäftes beschaffen wir in Härtefällen Schuhwerk zu günstigen Konditionen.

Vermittlung von gebrauchten Möbeln: Um den Aussiedlern anfängliche Ausgaben zu ersparen, vermitteln wir gebrauchte Möbel, die uns aus der Bevölkerung angeboten werden. Die JHG organisiert und übernimmt den Transport.

Betreuung nach Bezug der eigenen Wohnung: Wir werden oft von Aussiedlern, die den Schutz der sozialen Betreuung in den Notunterkünften verlassen und eine eigene Wohnung bezogen haben, angerufen und um Beistand bei den nicht enden wollenden Schwierigkeiten gebeten - sei es bei der Arbeitssuche, Praktikumsbeschaffung, schulischen Problemen oder juristischen Fragen. Diese Form der Betreuung ist besonders wichtig, aber zeitaufwendig.

Erste-Hilfe-Kurse: Es hat sich gezeigt, dass die Erste-Hilfe-Kurse, die wir in vielen Wohneinrichtungen dank des Entgegenkommens der Johanniter-Unfall-Hilfe kostenlos anbieten konnten, großen Zuspruch fanden. Der hier erworbene Schein gilt als erster Baustein zum Führerschein und als "Mutmacher" auch für erste Bewerbungsschritte. Wir haben damit Kontakt zu Familien bekommen, die heute unsere Hilfe in Anspruch nehmen.

Bibelstunde: Als christliche Organisation sind wir oft auf seelische und geistliche Nöte der Aussiedler aufmerksam geworden. Gegen die Aufdringlichkeit von Sektenvertretern, die die Unkenntnis der Aussiedler auszunutzen trachten, versuchen wir überkonfessionell ihren eigenen Glauben zu stärken und biblisches Wissen zu vermitteln. Die Dankbarkeit und Aufgeschlossenheit der Teilnehmer hat uns bestärkt, in einer Altenwohnanlage mit mehr als 50 % Aussiedlern regelmäßig Bibelstunden anzubieten.

Beschaffung von Geldmitteln: Viele dieser von uns durchgeführten Maßnahmen erfordern finanzielle Mittel. Seit 1993 ist das Ziel unseres jährlichen Spendenaufrufs (es werden etwa 3500 Briefe verschickt) auch die Unterstützung unserer Aussiedlerarbeit. Darüber hinaus haben wir uns um Sponsoren bemüht. Seit 1996 verkaufen wir Glückwunsch- und Weihnachtskarten; der Erlös kommt unserer Arbeit zugute.

Inzwischen ist die Zahl der Aussiedler stark rückläufig. Probleme der Neuankömmlinge bestehen dennoch nach wie vor in gleichem Maße.

Hilfe-Leistungen der JHG 1982-1997
  

 

Summe
in DM

Pakete in
die DDR

davon an
Übersiedler/ Flüchtlinge
aus der DDR

an
Spätaus-
siedler

 
1982 30.600 12.900      
1983 50.900 13.200      
1984 46.200 13.900      
1985 39.400 14.900      
1986 42.900 15.600      
1987 42.400 16.200      
1988 51.700 15.500 11.700    
1989 72.100 15.900 26.000    
1990 45.300 16.300 3.200    
1991 20.700   1.200    
1992 31.100     4.800  
1993 69.600     47.600  
1994 50.900     40.200  
1995 85.300     49.400  
1996 58.700     44.700  
1997 68.500     52.300  
           
Gesamt 806.300 134.400 42.100 239.000  


Diese Tabelle gibt einen kleinen Ausschnitt unserer vielseitigen Hilfe-Leistungen wieder. Sie zeigt, wie wir unsere Hilfe-Maßnahmen den sich wandelnden Zeiten angepasst haben.
Die Paketaktion in die Sowjetisch besetzte Zone (SBZ) bzw. Deutsche Demokratische Republik (DDR) ist, wie in den Beiträgen zu unserer Festzeitschrift erwähnt, das seit 1948 älteste Hilfswerk gewesen. Unsere Mitglieder standen jahrzehntelang mit den bedachten Familien in brieflichem Kontakt und haben in vielen Fällen durch Besuche in der DDR diesen Kontakt vertieft. Heute betreuen wir noch vereinzelt ehemalige Paketempfänger, deren Hilfsbedürftigkeit geprüft wurde, mit einer Weihnachtsspende.
Die Unterstützung von Übersiedlern aus der DDR war eine Zeitlang auch ein Teil unserer Arbeit. Hier haben wir mit der Flüchtlingsstarthilfe in Hamburg zusammengearbeitet und Familien betreut. Als die Welle der Aussiedler aus der ehem. Sowjetunion und aus Siebenbürgen Hamburg erreichte, waren wir sehr bald in den Aufnahmelagern an vielen Stellen der Hansestadt und konnten bis heute wertvolle Arbeit leisten, wie an anderer Stelle berichtet wird.
Wir bieten noch an vielen Stellen unsere Hilfe an. So werden in Hamburg Hilfsbedürftige, die uns von Kirchengemeinden genannt werden, seit vielen Jahren zu Weihnachten besonders bedacht. Wir unterhalten darüber hinaus eine langjährige Beziehung zu einem Kinderheim in Hamburg-Bahrenfeld.

(Basierend auf einem Text für die Jubiläumsbroschüre 1998 von A. v. Tschirschky)



Benefizkonzerte - erfolgreiches Revival
im Jahre 1997

Einnahmen aus dem eingestellten, einmal jährlich stattfindenden JHG-Basar waren entfallen. Es musste eine neue attraktive Benefizquelle gefunden werden. So erfolgte am 2. November 1997 der Start für die Benefizkonzertreihe der Hamburgischen Kommende des Johanniterordens und der Johanniter-Hilfsgemeinschaft Hamburg. Die Idee war nicht neu, schon in der frühen Geschichte der JHG Hamburg hatte es Wohltätigkeitskonzerte gegeben. Im gut gefüllten und festlich dekorierten Saal der Hamburger Musikhalle erlebte ein begeistertes Publikum während des ersten Benefizkonzertes die hervorragenden Darbietungen preisgekrönter Künstler der Hochschule fur Musik und Theater Hamburg, sowie ein Flötenensemble unter der Leitung von Professor Heinzmann. Die Präsentation klassischer Werke, Salonstücke und Chansons erfolgte mit viel Engagement und Freude und war so gelungen, dass damit der Abend für jeden Gast zu einem kleinen Erlebnis wurde.

Der Erlös der ersten Veranstaltung und die erbetenen Spenden von insgesamt DM 10.000,- wurden unter dem Motto "Helft uns helfen" gesammelt und in voller Höhe zugunsten von Kindern aus suchtkranken Familien verwendet. Eine erste Scheckübergabe an den Verein für Suchtprävention und Hilfe für Kinder alkoholabhängiger Eltern "KOMPASS" fand im Rahmen der Jahresmitgliederversammlung der JHG Hamburg im gleichen Jahre statt.

(Basierend auf einem Text von Wolf Frhr. v. Freyberg für die Broschüre zum 50-jährigen Jubiläum 1998)

Bis heute konnten durch die jährlichen Einnahmen aus dem Benefizkonzert sowie damit zusammenhängende Spenden viele Hilfen der JHG Hamburg für Kinder und Jugendliche ausgeführt werden, unter anderem der Pädagogische Mittagstisch in den Kindertagesstätten der JUH in Quickborn und die seit 2001 einmal jährlich in Zusammenwirken mit der "Jugend im Orden" veranstaltete Hamburger Sommerfreizeit für behinderte Jugendliche. Als regelmäßigen Begleiter unserer Benefizbemühungen begrüßen wir stets die Hilfe durch die Aktion "Kinder helfen Kindern" des Hamburger Abendblattes.